Näheres über Taksony

Die am Ufer der Donau bei Ráckeve liegende Großgemeinde Taksony, die den Namen eines im 10. Jahrhundert lebenden ungarischen Großfürsten trägt, ist eine der ältesten Siedlungen im Komitat Pest.

Die Gemeinde Taksony hat sich vermutlich im Zuge der ehemaligen Residenz des Fürstens entwickelt, nach den einstigen Aufzeichnungen, beziehungsweise Legenden – obwohl dafür keine Beweise zur Verfügung stehen – wurde hier der Landesherr begraben.

Die Stadt wurde schriftlich zum ersten Mal im Jahr 1270 in einem Dokument erwähnt, als der König István V. (1270-1272) den Landbesitzern Toxun, Zoych und Raad wegen Treuebruch ihren Besitz abgesprochen hat, dieser wurde zusammen mit den Inseln Ilbő und Nyulak an das Mönchskloster St. Mária gespendete.

Die Nonnen hatten Taksony bis 1540 im Besitz, aber sie waren infolge der türkischen Eroberung zur Flucht gezwungen. Nach der Besetzung Buda und der Eroberung kam die Großgemeinde für lange Zeit unter osmanische Herrschaft. Sie ging nicht unter, aus den Registern der Türken des 16. Jahrhundert kennen wir die Namen der männlichen Bevölkerung, wir wissen wie viel Steuer sie bezahlten, und wir wissen, wer ihre türkischen Besitzer – wechselnd – waren. Die Gemeinde war – genauso wie viele andere Gemeinde in Ungarn – infolge der Zerstörung des im Jahr 1593 beginnenden Krieges unbewohnt geworden. Sie wurde später in den Registern im Allgemeinen gar nicht, oder bloß als ein Heideland erwähnt.

Taksony wurde nur im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts wieder bewohnt. Die erste Gruppe der ständigen Bewohner kam im Jahr 1710 in der Gemeinde an. Sie alle waren deutscher Herkunft, und sind römisch-katholisch gewesen. Die Ungarischen hatten sie als „schwäbisch“ eingestuft. Sie kamen während des 18. Jahrhunderts in mehreren Durchgängen ins Land, beziehungsweise in Taksony an.

Aus Aufzeichnungen stellte sich heraus, dass sich die Anzahl der Bevölkerung von Taksony während des 18. Jahrhunderts zuerst wegen der Besiedlung, später wegen des Bevölkerungswachstums – kontinuierlich zugenommen hatte. Die damals gebräuchlichen Namen (Kreisz, Vinkler, Vágner, Ruff, usw.) lassen sich auch noch heutzutage finden. Die letzte Gruppe kam vermutlich im Jahr 1785 an, und sie schloss den Zeitraum der Besiedlungen in Taksony ab.

Fast alle der Schwaben beschäftigten sich mit der Landwirtschaft. Die Landwirte und ihre Familien züchteten Tiere, bewirtschafteten und handelten mit ihren Produkten. Weil der größte Teil des in Taksony zur Verfügung stehenden Ackerbodens sandig ist, mussten die Einheimischen immer hart arbeiten, damit sie vorankommen konnten.

Zwar waren die angesiedelten Taksonyer deutsche Herkunft und ihre Muttersprache war Deutsch, aber sie hatten Ungarn als ihre Heimat betrachtet, und waren mit der ungarischen Nation viel mehr verbunden als mit der Habsburger Dynastie.

Mit Beginn des 20. Jahrhunderts findet man in Taksony eine auf ihre Sitten bestehende, Deutsch sprechende, mehr und mehr auch die ungarische Sprache beherrschende, in einem langsamen Takt assimilierende schwäbische Gemeinde. Der erste Weltkrieg hat auch hier sowohl seine menschliche als auch seine wirtschaftlichen Opfer gefordert. Nach der zweiten Revolution und der kurzen aber desto schädlicheren Anwesenheit der Romanen wurde das Leben der Gemeinde wie gewohnt fortgesetzt. Der Zeitraum zwischen den zwei Weltkriegen war von wirtschaftlichen und finanziellen Schwierigkeiten geprägt. Die hauptsächlich aus wohlhabenden Landwirten bestehende Vertretungskörperschaft, geleitet von dem gewählten Richter, hatte große Anstrengungen unternommen, um die finanziellen Angelegenheiten der Gemeinde in Ordnung zu halten, was das Ausbleiben zahlreicher geplanter Entwicklung mit sich gebracht hat. Man konnte trotzdem die öffentliche Beleuchtung ausbauen lassen, die Trinkwasserversorgung verbessern, und die bedürftigen Taksonyer unterstützen.

In diesem Zeitraum hat leider die dunkelste Phase der Geschichte der Taksonyer Schwaben und der Nichtschwaben begonnen, der mit der Deportation der örtlichen Juden nach Auschwitz, und nach Gulag begann und mit der Evakuierung der Schwaben endete. Der örtliche Volksbund hatte darin eine große Rolle gespielt, dass man Taksonyer Männer in die Waffen-SS rekrutierte, beziehungsweise, dass man nach dem zweiten Weltkrieg die Schwaben als Feinde betrachtete, und einen Teil von ihnen aus dem Land evakuierte. Der Krieg hatte im November 1944 die Gemeinde erreicht und enorme Zerstörung verursacht. Auch die sowjetische Besatzungsarmee hatte die Schwaben für Feinde und potentielle Arbeitskräfte gehalten, und beinahe 800 von ihnen hatten sie in die Sowjetunion zur „málenkij Fronarbeit überführt. Von der „tödlicher Arbeit“ waren nur wenige heimgekehrt. Sie fanden, dass die ungarischen Behörden von den wenig zu Hause bleibenden, viele nach Deutschland evakuiert hatten, beziehungsweise dass eine andere Welt herrschte, als damals, als man sie deportiert hatte. Die Evakuierung der Schwaben, und anstelle die Unterbringung von Menschen ungarischer Nationalität hatte die einstige Einheit der Bevölkerung von Taksony zerstört. Die dagebliebenen Schwaben fürchteten sich vor weiteren Strafen, und sie sahen die Ursachen ihrer Leiden in den ankommenden ungarischen Minderheiten, die hatten dagegen vor der Rache der Schwaben Angst. Die Lage war weder durch die eher einseitige Bodenverteilung, noch durch die Machtübernahme der Kommunisten verbessert, da sie ins besonders die Schwaben für Schuldig gehaltenden haben. Die zwei Gruppen waren unter diesen Bedingungen für lange Zeit in Wort und Tat sehr feindlich zu einander.

Die neue Welt des Sozialismus hat darüber hinaus, anstelle der Vertretungskörperschaft ein Rat getreten ist, die Kollektivierung der Landwirtschaft, die Erklärung der wohlhabenden Wirten für Kulak, d.h. für Feind, Maßnahmen gegen die Schwaben, Straßenumbenennungen, MDP, Arbeitswettbewerbe und ähnliche Schläge für die Bevölkerung von Taksony mit sich gebracht. Die Schwaben waren der Meinung, dass ihre deutsche Herkunft nur von Nachteil ist, und diese Tatsache führte zu massenhaften Magyarisierungen deutscher Namen, und zu immer schneller werdender Assimilation.

1956 kamen noch Naturkatastrophen dazu, wie das Erdbeben im Januar und das Hochwasser am Frühjahr. Im Laufe des Oktobers fanden auch in der Gemeinde revolutioniere Ereignisse statt, die nicht vom Kampf begleitet wurde, aber der Rat tritt zurück, eine Nationalgarde und ein Nationalkomitee wurde eingerichtet. Der größte Teil der Bevölkerung wagte sich vor den möglichen Sanktionen fürchtend an den Ereignissen nicht teilnehmen. Sehr schnell nach der Unterdrückung der Revolution war die örtliche Organisation der Partei MSZMP geschaffen wurden, die somit bis ins Jahr 1989 über all an Einfluss gewann.

Während der langen Jahrzehnte der Kádár Ära wurde die Assimilation der örtlichen Schwaben fortgesetzt. Dank des nationalen Deutschunterrichts haben mehr und mehr Menschen Deutsch gelernt, aber das Selbstbewusstsein der jüngeren Generationen war schon eher ungarisch. Zu dieser Zeit gerät die Landwirtschaft in den Hintergrund, da infolge der sozialen Änderungen die Mehrheit eher sich Schulisch weiter gebildet hat, oder sie arbeiteten in Industrie, oder im Dienstleistungssektor. Bis auf die achtziger Jahre konnte das Management die wichtigsten Probleme in grober Linie lösen (öffentliche Beleuchtung, Trinkwasserversorgung), aber dieser Zeitraum war schon die Zeit der Krise des Sozialismus.

Die seit 1990 vergangene Zeit war in vielen Hinsichten wegen der Vermischung der neuen Ära und der Vergangenheit eine Veränderung. Anstelle des Rates war zwar als eine neue Verwaltungsform die Selbstverwaltung geschaffen, aber als Bürgermeister wurde noch für lange Zeit der ehemalige Ratsvorsitzende gewählt. In Taksony erschienen Gewerbeunternehmen, Eigenunternehmen und politische Parteien. Man hat die Gemeinschaftsflächen privatisiert, Minderheitsregierung gewählt. Man konnte frei Reisen und die nationalen Feiertagen feiern, beziehungsweise an Freunde und Geliebte erinnern, die bei „malenkij Robot“ und der Evakuierungen verloren gegangen sind.

(Auszug aus der Monographie von Nagy Lajos Zoltán: Die Geschichte von Taksony)